eine Frachtschiffreise

 

geschrieben am 01. September 2015 in Jaureguiberry, Uruguay

 

wir sind geschifft, haben es geschafft. Nach 34 Tagen auf hoher See sind wir aus dem Schiffsbauch des Frachters „Grande Amburgo“ gerollt und haben somit wieder festen Boden unter unseren Füssen.

Die Ankunft in Südamerika war speziell. Mit Sicherheit emotionaler, als wenn man eben mal rasch mit dem Flugzeug nach Rio oder Buenos Aires fliegt.

Was bleibt, ist eine unvergessliche Erfahrung, geprägt von eindrücklichen, überraschenden, einmaligen,aber auch langatmigen Momenten.

Die vor der Abreise am meisten gestellte Frage „wird euch das nicht langweilig?“ kann ich nun beantworten. Sie lautet „Nein“.

 

Hamburg  ade !

 

 

 

 

 

 

 

Der Alltag auf dem Schiff

 

Wir hatten Zeit, aber weniger als befürchtet. Als Passagier auf einem Frachtschiff ist man frei in seiner Tagesgestaltung. Im Prinzip. Man kann tun und lassen, was man möchte, vorausgesetzt, man stört den Arbeitsalltag der Crew nicht. Unsere Vorstellung aber, von tagelang lesen und Spanisch lernen, Yoga praktizieren und stundenlang auf und über`s Meer blicken , wurde regelmässig relativiert.

Da wir auf einem Arbeitsschiff sind, wird das dann auch gemacht und zwar rund um die Uhr. Das bedeutet, wir haben zwar unsere Ruhe, aber selten Stille. 

Das permanente Brummen des Schiffsmotors tief unten, - der von Hamburg bis Montevideo nonstop läuft -, wird uns schnell zur vertrauten und beruhigenden Geräuschkulisse. 

Nicht aussergewöhnlich auch, das wir unsere Mahlzeit, ausgestattet mit Gehörschutzkopfhörern einnehmen, während über unseren Köpfen das Deck mit ohrenbetäubenden Schleifmaschinen vom Rost befreit wird.

Unterbrochen wird die Tagesstruktur genau drei Mal. Erstens, Frühstück um 07.30 Uhr, zweitens, Lunch um 11.00 Uhr, drittens, Diner um 18.00 Uhr.

Nun, die Verpflegung an Bord war abwechselnd. Der italienische Koch gab alles. Seine lautstarken Gesangeinlagen aus der Küche, von Arien über schmachtende Schnulzen bis hin zu wütendem Hard Rock, liess uns die Güte der kommenden Mahlzeit jeweils ahnen.

Zum Lunch und zum Diner wurde von unserem persönlichen „Butler“ Giovanni ausnahmslos ein 4-Gangmenue serviert. 

Mittags: Pasta, Fisch, Fleisch, dann Orangen.

Abends: Antipasta, Fleisch, Fisch,dann Äpfel.

Am folgenden Tag jeweils umgekehrt. Gemüse? Ja, Gemüse gab es auch. Einmal hatten wir Broccoli.

 

 

 

 

 

Auf See

 

Fuhren wir auf hoher See, schaukelte und stampfte das Schiff oft gehörig und vibrierte fast unanständig. Jedenfalls so, das normale Freizeitbeschäftigungen unsererseits wie schreiben, lesen, Kaffeetrinken freiwillig eingestellt wurden. 

Zwar fanden jeden Nachmittag tapfer die „Tschüttelikastenturniere“ statt, aber eigentlich unter irregulären Bedingungen, wegen „unbespielbarem Terrain“  sozusagen.

Dafür wurde unsere Reisegesellschaft, bestehend aus zwei weiteren Schweizern, einem französischen und zwei deutschen Reisepaaren, entschädigt durch Stimmungen und Momente auf dem Meer, die einem still staunen lassen.

Wetterphänomene, spielende Delphine, genau so wie leuchtendes Blinkplankton in der Nacht und majestätisch vorbeiziehende Wale. Und einfach nur Wasser, Wasser, Wasser soweit das Auge reicht.

 

 

 

 

Im Hafen

 

In den angefahrenen Häfen von London, Antwerpen, Dakar, Vittoria, Rio de Janeiro, Santos und Zarate werden dann jeweils Stunden- und tagelang, hunderte von neuen Range Rovern, Porsche, Audi`s, Mercedes,VW und Fiat entladen, gleichzeitig die in Brasilien produzierten VW und Fiat für Europa beladen. Dazu kamen Fahrzeuge aller Art und Grösse. Von Traktoren, über Mähdrescher, Militärfahrzeuge, Bagger,

Tunnelbohrmaschinen bis hin zur neuen U-Bahn für Buenos Aires. Unglaublich, welch allerlei Güter durch die Welt geschippert werden. Ausrangierte Schrottautos und LKW`s gingen hingegen vorwiegend nach Dakar.

Höchst interessant auch das beobachten der unterschiedlichen Arbeitsmethoden in den verschiedenen Hafenstädten. Von chaotischem Ameisenhaufen (Dakar) über Buntes miteinander mitten in der Stadt (Montevideo) bis hin zum sterilen,gut organisierten aber uninspirierten Retortenhafen Zarate mitten in der Wildnis.

 

 

 

 

 

unser Fazit

 

Die Stimmung an Bord war meistens gut, ausser vielleicht in Momenten, wo der Kapitän kurz vor der langersehnten Ankunft nebenbei erwähnt, das wir jetzt 4 Tage draussen ankern, da Hafen überfüllt . Für die Crew ganz gewöhnlicher Alltag, für uns Landratten fast nicht zu begreifen. Für Ungeduldige Geister ist die Seefahrt definitiv nicht geeignet.

Alles in allem also eine unvergessliche, einmalige, um keinen Preis missenwollende Überfahrt und eindeutig die beste Art, unsere Südamerikareise zu beginnen.

 

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